Bevor die sechswöchige Fastenzeit vor Ostern beginnt, wird während der sogenannten fünften Jahreszeit nochmals so richtig gefeiert. Die Fasnacht ist die ausgelassene Zeit zwischen den Weihnachtsfesttagen und der Osterzeit. Nicht nur bunte Kostüme und Umzüge, sondern auch fettiges Essen sind ein fester Bestandteil davon. Und so sind die im Fett gebackenen Fasnachtschüechli das Symbol schlechthin für das reichhaltige Essen vor dem Fasten.

Mit der Reformation verschwanden in vielen reformierten Gebieten die Fasnachtsbräuche. Das bunte und ausgelassene Treiben wurde von der Obrigkeit nicht mehr gerne gesehen und verboten. So auch im Kanton Bern, wo erst in den letzten Jahrzehnten wieder Fasnachtsbräuche eingeführt wurden, der Brauch aber keine tief verwurzelte Tradition hat wie zum Beispiel in der Stadt Basel.

Egal, ob ein Gebiet katholisch oder reformiert geprägt ist, eines hat sich tapfer gehalten: die süssen, im Fett gebackenen Fasnachtschüechli. In ländlichen Gebieten im Kanton Bern nennt man sie auch Chnöiblätze. Da sie traditionell in fröhlicher Frauenrunde übers Knie ausgezogen werden. Als Alternative zur Fasnacht hat man sie besonders gerne am Spinnet gegessen,  dem Tag, an dem alle Frauen zusammen gesponnen haben und die Männer danach am Abend zum Tanz vorbeikamen. So habe auch ich als Kind Chnöiblätze kennen gelernt. Ich durfte jeweils am Spinnet meine Bernertracht tragen und mit der Kindertanzgruppe Volkstänze vortanzen. Auf unsere schönen Kleider waren wir damals mächtig stolz und die Chnöiblätze haben wir natürlich liebend gerne gegessen.

Zusätzlich war das Backen im Fett früher vielerorts eine willkommene Alternative zum Backen im Ofen. Richtige Backöfen zu beheizen, war teuer, denn um die benötigten hohen Temperaturen zu erreichen, brauchte es viel mehr Holz als für ein Herdfeuer. Im Mittelalter und sogar bis in die frühe Neuzeit gab es in vielen Gebieten sogar nur einen Backofen für die ganze Dorfgemeinschaft, der dann jeweils an bestimmten Tagen eingefeuert wurde. Bevor mit dem Aschermittwoch am 1. März die fettige fünfte Jahreszeit endet, sollte man das deftige Essen also nochmals geniessen. Vielleicht sogar mit leckeren, hausgemachten Chnöiblätze oder eben Fasnachtschüechli.

Zutaten für 24 Stück: 500 g Mehl, 1 TL Salz, 5 grosse Eier, 150 ml Rahm, Puder- und Vanillezucker, Kokosfett oder gereinigter Schweineschmalz zum Backen.

Zubereitung: Das Mehl in einem Kranz in eine Schüssel geben, das Salz, die Eier und den Rahm dazugeben, alles gut zu einem glatten Teig verarbeiten und diesen dann 20 Minuten zugedeckt ruhen lassen. Den Teig in 24 Stücke schneiden und diese rund und hauchdünn auswallen. Dazu kann das Teigholz verwendet oder der Teig kann über ein sauberes Küchentuch über das Knie dünn ausgezogen werden. Die vorbereiteten Teigrondellen gut mit einer Mehlbürste abbürsten, damit beim Frittieren nicht zu viel Mehl ins Fett gelangt und verbrennt, auf ein sauberes Tuch legen und mit einem weiteren Tuch zudecken, damit sie nicht austrocknen.

Das Fett in einer runden, gusseisernen Pfanne auf 175 Grad erhitzen. Die Temperatur sollte immer 175 Grad betragen und daher mit dem Thermometer kontrolliert werden. Die Fasnachtschüechli auf beiden Seiten golden frittieren, auf einem Gitter abtropfen und auskühlen lassen und danach mit Puderzucker bestäuben. Besonders fein ist es, wenn man dem Puderzucker vor dem Bestäuben etwas Vanillezucker beimischt.

Wenn die Küchlein in Kokosfett gebacken werden, halten sie sich länger. Gereinigtes Schweinefett entwickelt schon nach kurzer Zeit  einen starken Eigengeschmack und ist daher eher für das Backen von süssen Teigen wie Tirggel oder Apfelküchlein geeignet. Welches Fett man verwendet, ist letztlich Geschmackssacke. Die Chnöiblätze schmecken frisch  sowieso am besten und sollten schnell gegessen werden.

Ich wünsche: „E Guete!“