Für den heutigen Blogpost muss ich etwas ausholen. Ja, es war nun lange still hier. Aber irgendwie waren die letzten Monate wohl für uns alle einfach sehr bewegt. Ich jedenfalls habe festgestellt, dass der Stress rund um das grosse C meiner Kreativität nicht sonderlich zuträglich ist. Auch wenn ich gekocht und gebacken habe wie wild. Ich bin jetzt quasi die Königin des Sauerteigs und der langen Teigführung – aber dazu ein anderes Mal mehr.

Dieses Wissen habe ich mir jedoch nicht nur freiwillig angeeignet. Denn der Zufall wollte es, dass ich im März ein dreiseitiges Dossier über Brot schreiben musste. Das war schon lange so geplant und wer hätte gedacht, dass das genau in diese Zeit hineinpassen würde (da ja unglaublich Hefe gehamstert wurde, bot sich das Herstellen von eigener Hefe natürlich an – ich möchte nur gerne mal wissen, ob all diese Hefe dann auch wirklich zum Backen genutzt wurde oder ob sie jetzt nun still und traurig in einem dunklen Küchenschrank vor sich hin modert). Was ich aber eigentlich sagen wollte: Auch ich konnte und kann mich dem Einfluss der C-Geschichte nicht entziehen. Konkret heisst das auch, dass ich meine Artikel aus dem Homeoffice schreibe und auch wenn mir nun das blöde Pendeln erspart wird, das ich immer schon gehasst habe und das mich viel Zeit und Energie kostet, habe ich nicht unbedingt Zeit gewonnen, weil andere Arbeitsschritte komplizierter wurden. Und ja, auch ich finde, dass man am Abend einfach nie fertig ist. Aber das geht offenbar vielen Menschen so. Trotzdem mag ich die Homeoffice-Sache eigentlich und hoffe, dass sie allgemein mehr Einzug in die Arbeitswelt hält.

Was mir weniger gefallen hat, war die Tatsache, dass mein Mann im Spital mit der C-Problematik konfrontiert war und man nicht wusste, wie sich das alles entwickeln würde. Das löste in mir viel Angst aus. Jede Woche hiess es, dass jetzt dann der Piek komme und sich die Patienten bis in den Gang hinaus häufen würden. Als dieses Szenario auch im April noch nicht eingetroffen war, wurde ich ruhiger. In Kombination mit der doch erheblich höheren Arbeitsbelastung war ich aber einfach nicht motiviert noch Blogposts zu schreiben.

Wer tagelang alleine daheim sitzt, hat aber auch viel Zeit zum Nachdenken. So habe ich in den vergangenen Monaten immer wieder viel an meine Urgrosseltern gedacht. Mein Urgrossvater starb an der Spanischen Grippe, welche 1918 und 1919 – unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg – die Welt in Angst und Schrecken versetzte. Mein Urgrossvater war bei seinem Tod genau gleich alt, wie ich das jetzt bin (das ändert sich zwar ganz bald, da werde ich dann älter sein, als er es je geworden ist). Meine Urgrossmutter stand also plötzlich ganz alleine mit ihren sechs Kindern da. Und das in einer Zeit, in der die Witwen und ihre Kinder nicht auf gleiche Weise finanziell abgesichert waren, wie sie das heute sind. Meine Grossmutter hat ihre Erinnerungen daran zum Glück aufgeschrieben und berichtet, wie sich meine Urgrossmutter als Hausmeisterin in einem Schulhaus über Wasser gehalten hat, und wie ihre sechs Kinder jeweils beim Putzen helfen mussten. Meine Grossmutter war beim Tod ihres Vaters sechs Jahre alt und hat sich ein Leben lang nach diesem Mann gesehnt, der viel zu früh sterben musste.

Wenn ich an diese Geschichte denke, macht das zwei Dinge mit mir. Einerseits tut es mir sehr leid, dass das alles passiert ist und meine Vorfahren so viel Leid erfahren mussten. Anderseits werden meine eigenen Sorgen und Nöte so auch relativiert. Wenn man mitten in einer schwierigen Situation steckt, sieht man nur noch sich selber und seine eigenen Probleme. Es ist eine gute Sache, etwas Distanz dazu zu schaffen, indem man sich in Erinnerung ruft, was Generationen vor uns schon durchmachen mussten. Darum mag ich Geschichte auch so sehr und bin so dankbar, dass ich viel über die Geschichte meiner Familie weiss. Diese Dinge führen mir vor Augen, dass ich selber gar nicht so wichtig bin (also im positiven Sinne) und dass jede Zeit ihre Plagen hatte.

Ich will die Auswirkungen der aktuellen Geschichte nicht beschönigen. Aber ich denke, dass sie uns auch deshalb so hart trifft, weil wir doch eine sehr oberflächliche und individualisierte Gesellschaft sind. Und ich hoffe und wünsche mir, dass gerade diese Zeit auch eine Chance sein kann, um sich auf andere Werte zu besinnen. So habe ich ja immer schon gesagt, dass man regional und saisonal konsumieren sollte (das geht weit über die Lebensmittel hinaus). Ich bemühe mich jedenfalls sehr, diesen Grundsatz noch viel konsequenter denn je einzuhalten und Menschen und ihre Unternehmen zu unterstützen, die durch Corona Einbussen hatten.

In meiner Heimat gibt es die Redewendung «Ring in der Kette». Damit meint man, dass jeder Mensch wie ein Teil oder eben ein Ring in einer Kette sei, der die Vergangenheit mit der Zukunft verbindet. Ich mag dieses Bild sehr und finde es auch sehr entlastend, weil es mich zu einem Teil einer längeren, grösseren Sache und mich gleichzeitig angenehm klein macht. Ich bin nicht wichtiger oder weniger wichtig, als jedes andere Glied der Kette, von der ich ein Teil sein darf, und es reicht, wenn ich genau an der Stelle, an die ich hingesetzt wurde, meine Sache gut mache. Und wer weiss, vielleicht lebt etwas von uns so weiter, auch wenn wir schon lange und vielleicht viel zu früh gestorben sind. So teile ich mit meinem Urgrossvater die Liebe zum Schreiben und von meiner Urgrossmutter habe ich über meine Grossmutter und meinen Vater die Liebe zur Elsässischen Küche vermittelt bekommen. Sie stammte aus dem Elsass und irgendwie beeinflusst das meine Art zu kochen doch sehr. So habe ich grundsätzlich eine grosse Schwäche für Gerichte aus dem Backofen, die haben im Elsass eine lange Tradition. Dinge wie Flammkuchen und Quiches, die ganz klar ihre Wurzeln im Elsass haben, werden heute vielerorts serviert. Denn auch wenn Quiche sehr französisch klingt, stammt der Begriff eigentlich vom elsässischen Begriff «Küechle». So deftige Küchlein kommen bei mir rund ums Jahr jede Woche mindestens einmal auf den Tisch. Denn das ist das Schöne an diesen Küchlein. Man kann sie je nach Jahreszeit völlig unterschiedlich Belegen, das Grundrezept bleibt aber immer gleich.

Und hier nun noch das Rezept für meinen einfachen Spargel-Quiche

Zutaten

Teig: 200g Mehl, Salz, 50g Butter, etwas Wasser

Belag: 1 grosse Zwiebel, 300g Spargeln (oder optional anderes, saisonales Gemüse), 2dl Gemüsebrühe zum Ablöschen, 1 Schuss Weisswein, 2 Eier, 1 dl Rahm, Pfeffer, Kräuter zum Würzen

Zubereitung: Die Butter für den Teig weich werden lassen und mit dem Mehl und dem Salz verkneten. Nach Bedarf etwas Wasser dazu geben, bis der Teig die richtige, feste Konsistenz bekommt. Den Teig ca. 20 Minuten zugedeckt im Kühlschrank ruhen lassen.

Das Gemüse rüsten, zerkleinern, in Butter andünsten und mit etwas Weisswein ablöschen und mit Salz, Pfeffer und Kräutern würzen. Den Teig auswallen, auf einem Blechreinpapier in die Kuchenform geben und einstechen. Die Eier schaumig rühren, Rahm und Käse dazu geben und die Masse allenfalls nochmals etwas würzen (je nachdem, wie rezent der verwendete Käse ist). Die Eier-Käse-Masse mit dem Gemüse vermischen und auf dem Kuchenboden verteilen. Den Kuchen knapp eine halbe Stunde lang im auf 200 Grad vorgeheizten Ofen backen. Nach dem Backen kurz auskühlen lassen und servieren.

Ich hoffe, dass Euch dieses Rezept, das von meiner Urgrossmutter inspiriert wurde, ebenfalls zum Backen von Quiche animiert und wünsche Euch gute Gesundheit, Mut und Zuversicht und natürlich «e Guete»!